Presseschau vom 25.08.2014

Novorossia in der Gegenoffensive und ein humanitärer Konvoi für Donezk






Quellen: Itar-Tass, Interfax, Ria Novosti, rusvesna.su, voicesevas.ru, hinzu kommen Informationen der Seiten „Novorossia“ sowie „dnr-news“ und „novorosinform“.  Wir beziehen manchmal auch ukrainische Medien, z.B.  BigMir, UNIAN, Ukrinform, KorrespondenT und die Online-Zeitung Timer aus Odessa ein.
Zur besseren Unterscheidung der Herkunft der Meldungen sind Nachrichtenquellen aus den neuen ostukrainischen Volksrepubliken in Rot (Portal Novorossia, dnr-news, novorosinform) und andere ukrainische Quellen in Blau (BigMir, Ukrinform, UNIAN, KorrespondenT und Timer) gekennzeichnet.
Die Übersetzung russischer Medien erfolgt in schwarzer Farbe.




 

Vormittags:

RIA.de: Die Volkswehr der selbsterklärten Donezker Volksrepublik (DVR) hat sieben Ortschaften eingenommen, heißt es in einer Mitteilung der Volkswehr.
Am Vortag hatte der DVR-Premierminister Alexander Sachartschenko den Beginn einer Gegenoffensive der Volkswehr auf Stellungen der ukrainischen Armee bekannt gegeben.
„Bei den jüngsten Kämpfen gelang es uns, folgende Ortschaften zu befreien: Nowodwornoje, Agronomitscheskoje, Nowokaterinowka, Ossykowo, Klenowka, Stroitel und Leninskoje“, teilte die Volkswehr mit.
Der Volkswehr zufolge gelang es ihr, eine große Gruppierung des Gegners einzukreisen. „Im Raum der Ortschaften Woikowski, Kutejnikowo, Blagodatnoje, Alexejewskoje, Uspenka und Uljanowskoje gerieten der Stab des 8. Armeekorps, die 28. und die 30. mechanisierte Brigade sowie die 95. luftbewegliche Brigade der ukrainischen Streitkräfte in einen Kessel… Eingekreist wurden etwa 5000 ukrainische Soldaten sowie nahezu 50 Panzer, mehr als 200 gepanzerte Gefechtsfahrzeuge (Schützenpanzer, Schützenpanzerwagen und Luftlande-Schützenpanzer), etwa 50 Mehrfachraketenwerfer Grad und Uragan und mehr als 100 Artilleriegeschütze und Granatwerfer“, hieß es weiter.
Die Volkswehr habe auch 150 ukrainische Militärs, vier Mehrfachraketenwerfer Smertsch, zwölf Mehrfachraketenwerfer Grad, 17 Panzer, mehr als 30 Panzerwagen und etwa 50 Lastkraftwagen mit Munition vernichtet.

Novorosinform.org: Der Premier der DVR Sachartschenko erklärte, dass die humanitäre Hilfe, die der LKW-Konvoi aus Russland nach Lugansk gebracht wurde, in der LVR bleibe. Lugansk benötige die Hilfsgüter noch dringender als Donezk. Deshalb habe man beschlossen, auf das Aufteilen zu verzichten, zähle jedoch weiterhin auf humanitäre Hilfe aus Russland.

Dnr-news: Die russische Vereinigung der Ingeneure hat eigene Untersuchungen zum Absturz der Boeing-777 über dem Gebiet von Novorossia vorgenommen. Sie kamen zu dem Schluss, dass ein Abschuss durch ein „Buk“-Raketensystem wenig wahrscheinlich ist. Das Flugzeug sei von einer Luft-Luft-Rakete getroffen worden, die von einem Flugzeug abgeschossen worden sei.

RIA.de: Die Volkswehr-Kräfte haben eine weitere Gruppe ukrainischer Armeeangehöriger südlich von Donezk eingekreist, heißt es im täglichen Sammelbericht der selbsterklärten Donezker Volksrepublik (DVR).
Am Vortag gab die Volkswehr an, nach lang andauernden Kämpfen zum Angriff übergegangen zu sein und zwei Gruppierungen der ukrainischen Truppen blockiert zu haben. Eine davon mit einer zahlenmäßigen Stärke von etwa 5000 Mann wurde im Raum der Ortschaften Woikowski, Kutejnikowo, Blagodatnoje, Alexejewskoje, Uspenka und Uljanowskoje blockiert. Die andere mit 2000 Mann, der die Bataillone Asow und Dnepr angehören, wurde im Raum der Ortschaft Olenowskoje eingekreist. Der Rat für Nationale Sicherheit und Verteidigung der Ukraine erklärte, dass diese Angaben nicht der Wirklichkeit entsprächen.
„Gegen Morgen am 25. August wurde die dritte Angriffsgruppierung im Raum von Stepanowka, Amwrossijewka und Stepano-Krynki vollständig eingekesselt“, heißt es in der Mitteilung.
In den Kessel sind mehr als 40 Panzer, etwa 100 Schützenpanzer, Schützenpanzerwagen und Luftlande-Schützenpanzer sowie 50 Mehrfachraketenwerfer Grad und Uragan, mehr als 60 Artilleriegeschütze und Granatwerfer geraten, wird im Sammelbericht mitgeteilt.

Rusvesna.su: Der Vorsitzende der Obersten Rada Turtschinow hält die Lösung der Probleme mit dem Donbass nur auf militärischem Wege für möglich. Er hofft außerdem, dass die ATO bis zu den Wahlen des Parlaments im Oktober erfolgreich beendet werden kann.

Novorosinform.org: In der LVR wurde ein Ruthenen-Bataillon gebildet. Darin kämpfen Freiwillige aus dem Gebieten der Karpaten der Ukraine, der Slowakei, Polens und Ungarns. Insgesamt umfasst das Bataillon 387 Personen und wird von Kommandeur Janzo geführt.

Nachmittags:

Rusvesna.su: Die Führung der DVR beginnt mit der Veröffentlichung von Ausweispapieren, die in der Kampfzone bei toten ukrainischen Soldaten gefunden wurden. Da die Kiewer Regierung viele der Gefallenen als desertiert oder verschollen führt, soll das Archiv Angehörigen der ukrainischen Militärangehörigen die Möglichkeit geben, Gewissheit über deren Schicksal zu erhalten. Die Ausweispapiere werden den Toten abgenommen, bevor sie regulär beerdigt werden.
Der Link zum Archiv:   http://fotki.yandex.ru/users/supernova-nod/albums/
Außerdem werden Listen mit Namen der Kriegsgefangenen veröffentlicht.
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RIA.de: Russland hat laut Außenminister Sergej Lawrow die Ukraine über seine Absicht informiert, in den nächsten Tagen einen weiteren Hilfskonvoi in die Ostukraine zu entsenden.
„Am Sonntag haben wir das ukrainische Außenministerium mit einer offiziellen Note über unsere Absicht informiert, einen nächsten Konvoi mit humanitären Gütern zu entsenden“, sagte Lawrow am Montag vor Journalisten. „Wir haben die Waren und deren Menge, die entsendet werden sollen, ausführlich aufgelistet und unsere Hoffnung auf eine faire Zusammenarbeit mit den ukrainischen Behörden bei der Abstimmung aller erforderlichen Formalitäten zum Ausdruck gebracht.“
„Wir rechnen damit, dass die Zeit, die dafür erforderlich sein wird, angesichts der bereits bestehenden Erfahrungen nicht so lang sein wird wie es beim ersten Konvoi der Fall war“, fügte der Minister hinzu.
„Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz haben gestern erklärt, dass sie ihre Aktivitäten im Osten der Ukraine erweitern und den Umfang ihrer Operationen vergrößern wollen“, sagte er. „Diese Operationen werden unter aktiver Beteiligung von Spendern ausgeführt, und Russland ist daran interessiert, einer der Spender zu bleiben.“

Rusvesna.su: In Lugansk hat die Verteilung der humanitären Hilfe begonnen. 12 von 37 Ausgabestellen haben bereits geöffnet. Zuerst wurden Kindergärten, Schulen und soziale Einrichtungen versorgt. Die Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes und der OSZE überwachen den Prozess.
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Novorossia.su: Bei ihrem Besuch in Kiew sprach die deutsche Kanzlerin Merkel der ukrainischen Regierung ihre Unterstützung zu und stellte eine finanzielle Hilfe von 500 Mio. Euro in Aussicht. Diese seien für den Wiederaufbau der Donbass-Region gedacht.

RIA.de: Als „aussichtslos“ hat Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Versuche bewertet, Russland eine gesetzwidrige Verletzung der Grenze zur Ukraine vorzuwerfen, ohne dabei Fakten vorzulegen.
„Wir sind für unseren Teil der Grenze und die Ukrainer für ihren Teil der Grenze zuständig“, sagte er am Montag vor Journalisten. „Den Ukrainern hilft eine OSZE-Mission, die wir bei der Ausrüstung – wie dies auch Deutschland wünscht - mit allem zu unterstützen bereit sind, was für die Überwachung notwendig ist.  Uns etwas vorzuwerfen, ohne diese Vorwürfe mit Fakten zu untermauern, ist wohl aussichtslos.“
„Wenn jemand Fakten hat, die davon zeugen, dass es eine gesetzwidrige Grenzverletzung in irgendeiner Form gegeben hat, so werden sie gebeten, diese Fakten vorzulegen. Sonst wird es die gleiche Geschichte sein wie mit der Boeing: Den anfänglichen Anschuldigungen (…) folgte Stille.“

Novorossia.su: In Lugansk wurden fünf kostenlose Buslinien eingerichtet. Diese sind füre sozial Bedürftige gedacht.

RIA.de: Die ostukrainische Industriestadt Lugansk, die seit Monaten zwischen Militär und Volksmilizen umkämpft ist, steht nach Angaben der Stadtleitung vor einer humanitären und Umweltkatastrophe. Wegen dem andauernden Beschuss gibt es seit Wochen weder Strom noch Wasser.
„Am 25. August ist die Situation in Lugansk noch immer kritisch. Die Kämpfe in der Stadt dauern an“, teilte das Rathaus am Montag mit. „Die Menschen leben seit mehr als 20 Tagen ohne Strom, Wasser und ohne jede Verbindung.“ Die Stadt sei von der Medikamentenversorgung abgeschnitten.
Nach Berichten von Augenzeugen ist die Bevölkerung von Lugansk seit Beginn der Kampfhandlungen um fast die Hälfte geschrumpft. In der Stadt, in der vor dem Krieg fast eine halbe Million Menschen gelebt hatten, sind der öffentliche Verkehr, aber auch die Strom- und Wasserversorgung weitgehend zusammengebrochen. Die Müllabfuhr ist nach Angaben der Stadtbehörden völlig eingestellt. Am Wochenende hat ein russischer Lkw-Konvoi Hilfsgüter nach Lugansk gebracht. Nach  Angaben der Stadtleitung haben Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, die Lugansk im Rahmen der russischen Hilfsaktion besuchten, die humanitäre Situation als schwer bezeichnet.

Dnr-news: Nur Russland sei anscheinend noch an einer objektiven Aufklärung des Absturzes der Boeing auf dem Flug MH 17 interessiert. Es sei völlig unverständlich, warum Kiew nicht die aufgezeichneten Gespräche der Fluglotsen in Dnepropetrowsk mit den Piloten der Untersuchung zu Verfügung stellt.

Rusvesna.su: Erstmals wurde nun auch gegen Donezk eine ballistische Rakete vom Typ „Totschka-U“ eingesetzt. Dabei wurden zwei Zivilisten schwer verletzt, eine Mutter von drei Kindern und ein Mann, der mit dem Körper seine Kinder schütze.

RIA.de: Russlands Außenminister Sergej Lawrow sieht den Gefangenen-Aufmarsch in der ostukrainischen Industriemetropole Donezk nicht als eine Erniedrigung an.
„Was eine erniedrigende Behandlung der Kriegsgefangenen angeht, so ist das eine Angelegenheit der Juristen“, sagte Lawrow am Montag in einem Journalistengespräch. „Ich habe Bilder von dieser Parade gesehen. Ich habe nichts gesehen, was als Erniedrigung betrachtet werden könnte.“
Die ukrainische Regierung hat am 24. August im Zentrum von Kiew eine Militärparade anlässlich des 23. Jahrestages der Unabhängigkeit der Ex-Sowjetrepublik veranstaltet. Parallel dazu führten die Volksmilizen in Donezk eine eigene Parade durch, bei der erbeutete Kriegstechnik aber auch gefangengenommene Soldaten der Regierungsarmee vorgezeigt wurden. Tausende Stadteinwohner pfiffen die Gefangenen aus. Wie beim Marsch deutscher Kriegsgefangener im Jahr 1944 in Moskau fuhren auch in Donezk Sprühfahrzeuge hinter der Kolonne her und reinigten hinter den Gefangenen den Asphalt.
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RIA.de: Die Streitkräfte der selbsterklärten Donezker Volksrepublik (DVR) sind laut deren Erstem Vizepremier Alexander Karaman bereit, die Sicherheit eines zweiten Hilfskonvois aus Russland zu gewährleisten.
„Wir halten eine Fahrt der zweiten Kolonne nach dem gleichen Schema, wie es in Lugansk war, nach Donezk für möglich“, sagte er in einem Gespräch mit RIA Novosti. „Die Streitkräfte der Volksrepublik sind in der Lage und bereit, die Sicherheit des Konvois zu garantieren.“
Zuvor hatte der DVR-Premier Alexander Sachartschenko erklärt, dass die Republik humanitäre Hilfe brauche und dass die Lage in der Republik am Rande einer humanitären Katastrophe sei.

Dnr-news: Das Bataillon „Dnepr-1” ruft die Bevölkerung von Mariupol auf, zum Schutze der Stadt vor der Armee der DVR sich als Freiwillige idem Kampf der Regierungstruppen anzuschließen. Die Lage sei sehr ernst, hieß es in dem Aufruf.

Abends:

Rusvesna.su: Zwei Journalisten von der Krim wurden bei Donezk von Vertretern des „Rechten Sektors“ verhaftet.
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Novorosinform.org: Beim Vorrücken der Armee der DVR auf die Stadt Mariupol geraten die dort stationierten Regierungstruppen in Panik und versuchen, die Stadt zu verlassen. Nach Berichten von Anwohnern treiben die ukrainischen Soldaten Einwohner in großen Gruppen zusammen und platzieren sie an den Zufahrtsstraßen der Stadt als „lebenden Schild“.