Presseschau vom 30.08.2014
humanitäre Korridore für Soldaten, Proteste gegen Mobilisierung und ein Paket für Novorossia aus Amerika
Quellen: Itar-Tass, Interfax, Ria Novosti, rusvesna.su, voicesevas.ru, hinzu kommen Informationen der Seiten „Novorossia“ sowie „dnr-news“ und „novorosinform“. Wir beziehen manchmal auch ukrainische Medien, z.B. BigMir, UNIAN, Ukrinform, KorrespondenT und die Online-Zeitung Timer aus Odessa ein.
Zur besseren Unterscheidung der Herkunft der Meldungen sind Nachrichtenquellen aus den neuen ostukrainischen Volksrepubliken in Rot (Portal Novorossia, dnr-news, novorosinform) und andere ukrainische Quellen in Blau (BigMir, Ukrinform, UNIAN, KorrespondenT und Timer) gekennzeichnet. Die Übersetzung russischer Medien erfolgt in schwarzer Farbe.
vormittags:
RIA.de: Humanitäre Korridore für den Abzug eingekesselter ukrainischer Soldaten gibt es nicht, die Militärs sind nicht gewillt, ihre Waffen zu strecken. Das erklärte der Sprecher des Rates für nationale Sicherheit und Verteidigung der Ukraine, Andrej Lyssenko, am Freitag in Kiew.
„Die Ukraine ist nicht bereit, die Waffen niederzulegen. Wir werden nicht zulassen, uns in die Knie zu zwingen, wir werden bis zum Ende kämpfen“, erklärte er.
Zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin die Volkswehr aufgerufen, humanitäre Korridore für den Rückzug eingekesselter ukrainischer Soldaten einzurichten, um unsinnige Opfer zu verhindern. Die Armeeführung im Südosten der Ukraine unterstützte Putins Initiative und erklärte sich bereit, einen Rückzug ukrainischer Militärs zu genehmigen. Dabei wurde die Bedingung gestellt, dass die Soldaten ihre Waffen niederlegen.
Mehrere ukrainische Bataillone waren bei Ilowaisk im Gebiet Donezk von der Volkswehr eingekesselt worden. Derzeit wird in der Region erbittert gekämpft. Den ukrainischen Soldaten mangelt es an Verpflegung und Trinkwasser.
Am Donnerstag hatte die Volkswehr der Donezker Republik gemeldet, dass sie Checkpoints und Stützpunkte der ukrainischen Armee unweit der Stadt Nowoasowsk unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Die Stadt liegt 30 Kilometer vom wichtigen Hafen Mariupol am Asowschen Meer im Süden des Gebiets Donezk. Nach Angaben des ukrainischen Sicherheitsrates mussten die Regierungstruppen mehrere Siedlungen in den Kreisen Nowoasowsk, Starobeschewski und Amwrossijewski verlassen.
rusvesna.su: In Charkow und Odessa brachten Unbekannte stadtweit Losungen für Novorossia und gegen die Regierung an:
(Für Charkow, für Novorossia)

(Charkow ist die Hauptstadt von Novorossia)

(Odessa, das ist Novorossia)

RIA.ru: Die im Ilowaisk-Kessel eingeschlossenen Gruppen des Bataillons „Donbass“ und anderer Einheiten der Nationalgarde bilden eine Kolonne zum Verlassen des Kessels durch den mit der Volksmiliz vereinbarten Korridor, teilte der „Donbass“-Kommandeur Sementschenko mit.
RIA.de: Nach einem kurzzeitigen Sperren seines Luftraumes für die Maschine des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu hat Polen den Überflug doch noch genehmigt. Das teilte der Kommandeur des Flugzeugs am Freitagabend RIA Novosti mit. „Die Maschine darf von Bratislava nach Moskau ungehindert weiter fliegen. Derzeit wird die Tu-154 nachgetankt“, sagte er. Schoigu hatte in der Slowakei an Veranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestags des slowakischen nationalen Aufstandes teilgenommen. „Nach dem Start in Banska Bystrica wurde die Crew der Tu-154 von den polnischen Behörden davon in Kenntnis gesetzt, dass der Überflug über Polen nicht genehmigt wurde“, hatte ein Crew-Mitglied mitgeteilt. Die Maschine machte kehrt und landete in Bratislava. Sein Verbot führten die polnischen Behörden darauf zurück, dass Schoigus Militärflug als ein Zivilflug angemeldet wurde. Militärflüge seien üblicherweise drei Tage im Voraus anzumelden, was die russische Seite nicht getan habe, hieß es in Warschau.
novorossia.su: Großbritannien schlug vor, Russland vom Swift-Verfahren der internationalen Bankgeschäfte auszuschließen.
RIA.de: Auf Vorschlag Kiews wird Moskau humanitäre Hilfsgüter für die Ostukraine per Eisenbahn liefern. Das teilte Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag mit. „Wir werden diesen Vorschlag akzeptieren und Hilfsgüter auf der Schiene transportieren“, sagte der Staatschef in einem Interview für den russischen TV-Sender Erster Kanal. Details lagen zunächst nicht vor.
RIA.ru: Der Kommandeur des Bataillons „Donbass“ Sementschenko schlägt vor, die gefangenen russischen Fallschirmjäger gegen im Ilowaisk-Kessel gefangen genommene ukrainische Militärs auszutauschen. Dies habe er mit Präsident Poroschenko besprochen, teilte er auf seiner Facebook-Seite mit.
rusvesna.su: In Donezk fanden Kinder beim Spielen zufällig einen Koordinatensender, mit dem Diversanten in der Stadt Ziele für die ukrainische Artillerie markieren. Wären diese Kinder nicht gewesen, würden jetzt eine Schule und ein Kindergarten nicht mehr existieren. Einem sogenannten Spotter werden bis zu 1000 Griwna für das Anbringen eines solchen Senders an zivilen Objekten gezahlt. Das entspricht einer Monatsrente.
RIA.de: Russland hat nach Worten von Vizeverteidigungsminister Anatoli Antonow immer mehr Fragen zum Absturz einer malaysischen Passagiermaschine über der Ostukraine. „Es kommt darauf an, alle Umstände dieser Katastrophe zu klären“, sagte der Militär am Samstag in einem Interview für die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti und das slowakische Fernsehen. „In letzter Zeit wird immer weniger darüber gesprochen. Deshalb fragt Russland, warum die Daten der Auswertung der Flugschreiber verschwiegen werden… Das Verteidigungsministerium Russlands drängt seine Kollegen in den USA, der Ukraine und europäischen Ländern zur Lösung des Problems. Man müsste klären, was im Himmel über der Ukraine passiert war. Man müsste alles dafür tun, damit sich derartige Tragödien nie wiederholen.“ „Warum wurde die Aufzeichnung der Gespräche zwischen Fluglotsen und den Boeing-Piloten bislang nicht veröffentlicht? Wo sind die bei der Auswertung der Flugschreiber gewonnenen Daten? Wem nutzt das?“, fragte der Minister.
dnr-news: Der stellvertretende russische Verteidigungsminister Antonow erklärte, dass sich die Volksmilizen aus den Militärdepots der ehemaligen Sowjetunion bewaffnen. Er stellte fest, dass überall in der Ukraine, die ja früher ein Teil der Sowjetunion war, solche Militärdepots befinden. „Als die Sowjetunion zusammenbrach, blieben auf dem Territorium der Ukraine viele automatische Waffen, Minen, Artilleriesysteme und andere Waffen zurück. Das Gebiet, in dem heute die Kampfhandlungen stattfinden, in dem Kiew seine Strafoperation durchführt, machte da keine Ausnahme – hier waren Waffenlager, die auch die Volksmilizen erobert haben, sagte Antonow.
Nach seinen Worten sei die Behauptung, Russland liefere den Volksmilizen Waffen, nicht richtig, da die russische Regierung keine Verbindung zu den in der Ukraine verbliebenen Waffen aus sowjetischer Zeit habe.
nachmittags:
novorosinform.org: Eine neue Protestwelle gegen die Mobilisierung wächst seit gestern in der Bukowina. Die Frauen der Wehrpflichtigen sperren nun nicht mehr Straßen, sondern sammeln die Einberufungsbescheide ganzer Ortschaften und schicken sie an die Rekrutierungsbüros zurück. Sie protestieren damit gegen die Einberufung ihrer Männer und Söhne, die anstelle ausgebildeter Militärs als Kanonenfutter dienen sollen. Sie unterschrieben auch eine Erklärung an ihren Präsidenten und den ukrainischen Verteidigungsminister.

rusvesna.su: Heute Morgen berichteten verschiedene Medien, dass ukrainische Soldaten mit allen Waffen und Militärtechnik die Kessel über den humanitären Korridor verlassen hätten. Daraufhin erklärte der Verteidigungsminister der DVR diese Berichte für absurd. Die DVR sei zwar bereit, einen solchen Korridor zur Verfügung zu stellen, jedoch nur unter der Bedingung, dass die Formationen die Waffen abgeben. Ein anderes Vorgehen wäre ein Verbrechen gegen das Volk der Republik, denn durch eben diese Waffen sterben jeden Tag im Beschuss der Städte Zivilisten. Im Übrigen habe die ukrainische Regierung das Angebot des Korridors offiziel nicht angenommen, sagte er weiter. Die Volksmilizen verhandeln nun mit den Kommandeuren der eingekesselten Einheiten.
RIA.ru: Wie der ukrainische Innenminister Awakow erklärte, haben etwa 28 Soldaten den Ilowaisk-Kessel bereits verlassen können. Unter ihnen Angehörige der Truppen des Innenministeriums als auch Mitglieder von Freiwilligenkorps.
novorosinform.org: 75 Angehörige des Bataillons „Winniza“, die ihre Position bei Nowoasowsk freiwillig aufgegeben und nach Mariupol gegangen waren, wurde ins Soldbuch das Wort „Feigling“ eingetragen. Die Soldaten hatten zwei Tage mit nur einem Maschinengewehr an einer Straßensperre ausgehalten, die unter heftigen Beschuss lag. Nach Winniza zurückgekehrt, fordern sie die Ablösung der Kommandoebene des Bataillons. Es habe entgegen aller vorherigen Versprechungen keinen Urlaub gegeben, nicht einmal für einen Soldaten mit einer pflegebedürftigen Frau und drei Kindern. Die Angehörigen der Soldaten hatten schon vor 1,5 Monaten um Ablösung ihrer Familienmitglieder aus der ATO-Kampfzone gebeten. In Mariupol sind noch 400 Militärs de Bataillons „Winniza“ im Einsatz.
Rusvesna.su: Der Berater des ukrainischen Innenministers schwört, dass Mariupol bis zum bittren Ende verteidigt wird. Er sagte: „Ich rate den russischen Truppen nicht, nach Mariupol zu ziehen, dort gibt es unsere Freiwilligenbataillone „Asow“ und „Dnepr“ sowie die Nationalgarde. Und wir werden alles tun, um die Stadt nicht aufzugeben. Mariupol wird zum Grab für die russischen Okkupanten werden.“
Rusvesna.su: Die Volksmilizen von Novorossia erhielten Hilfe aus den Vereinigten Staaten von Amerikanern, die nicht gleichgültig auf die Ereignisse in der Ukraine blicken. Ein riesiges Paket aus Amerika kam mit der Post nach Novorossia. In ihm waren Dutzende Militärjacken, -pullover und Schutzausrüstung. Außerdem enthielt das Paket eine große Flagge der Konförderation und einen Zettel, auf dem „Amerika ist mit euch!“ zu lesen war. Ein riesengroßes Danke an diese fürsorglichen Amerikaner! Alles wird übergeben, wohin es gehört. 
Abends:
Rusvesna.su: Auf den Premier der DVR wurde ein Attentat verübt. Auf sein Auto wurde geschossen. Sachartschenko blieb unverletzt, jedoch wurde sein Kraftfahrer verwundet.
Rusvesna.su: Die Hacker-Gruppe „CyberBerkut“, die ins Intranet des Justizministeriums der Ukraine eingedrungen war, veröffentlichte heute ein neues Vorhaben der Kiewer Regierung. Auf der außerordentlichen Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates sei der Beschluss gefasst worden, zum Herbst eine neue Rekrutierungsaktion für die ATO zu beginnen. Dabei sollen auch Studenten der Hochschulen einberufen werden.
RIA.de: Die Volkswehr in der Ostukraine plant derzeit eine zweite groß angelegte Offensive gegen die ukrainische Armee. Das teilte der Premier der selbsternannten Volksrepublik Donezk, Alexander Sachartschenko, am Samstag in einem Interview für den Russischen Nachrichtendienst mit. „Wir setzen unsere Offensive fort, ziehen die Schlinge um die eingekesselten ukrainischen Truppen fest und versuchen, einen Korridor zwischen Donezk und Lugansk zu schlagen. An Waffen und Munition mangelt es nicht… Die ukrainische Armee hat uns ausreichend mit Kampftechnik und Munition ‚versorgt‘. Es gibt viele Trophäen. Allein in den zurückliegenden 24 Stunden erbeuteten wir rund 40 Kampffahrzeuge“, sagte Sachartschenko. Vor einer Woche hatte die Volkswehr von Donezk eine Offensive im Süden des Gebiets Donezk gestartet und zahlreiche Städte von der ukrainischen Armee befreit.
RIA.ru: Eine zweite Kolonne humanitärer Hilfsgüter für die Ostukraine befindet sich bereits im Gebiet Rostow an der russisch-ukrainischen Grenze. Die Ladung soll nun auf dem Schienenweg weitertransportiert werden. 
Dnr-news: Heute brachte die Volksmiliz eine humanitäre Hilfslieferung in das zerstörte Ilowaisk. In den Tüten sind Konserven, Tee, Salz, Zucker, Reis. Die Bevölkerung dankt den Freiwilligen der DVR und zeigt, unter welchen Bedingungen sie seit dem 4. August leben müssen,- ohne Wasser, Strom, Toiletten und immer unter dem schrecklichen Bombardement. Schon während der Bombenangriffe wurden die Städter von der Volksmiliz der DVR mit Lebensmitteln versorgt. [youtube https://www.youtube.com/watch?v=If9F4knFa8A&w=640&h=360]
Novorosinform.org: Nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Poroschenko hat er mit den Staaten der EU eine zügige Bereitstellung humanitärer Hilfe für den Donbass erörtert. So soll die Lieferung der Hilfsgüter zum Winter hin erfolgen.